Von Michael Wittschier kenn ich nur: Zhuangzi-Schlüssel: 300 Weisheiten aus dem ZHUANGZI
Da sind die Zitate nach Stichworten geordnet (Thematisch wäre sich besser) und sie sind wegen der kürze oft aus dem Zusammenhang gerissen. Insgesamt duchaus inspirierend, allerdings gibt es ein paar Stellen, wo Zhuangzi etwas kritisch anmerkte, und das im Zitat quasi ins Gegenteil rutscht.
Ich bin aber auf die Sendung gespannt.
Wu hat einen neuen Beitrag "Ökologisches" geschrieben. 14.04.2025
Was ist wichtig am Daoismus für unsere Zeit? Am wichtigsten ist der universalistische Denkansatz. Ich denke die Welt nicht vom Ökonomischen oder von Anthropologischen aus, sondern die Menschen vom Ganzen, von der Natur aus. Auch eine Sicht, die nicht vom Subjekt, sondern von Prozessen oder Systemen aus denkt. (Ähnlichkeiten zur Prozessphilosophie und Systemtheorie) Ein zweiter Punkt ist eine alte Säkulare Spiritualität (oder vielleicht wäre in dem Fall Qi-tualität passender), ein spiritueller Ansatz, der die Immanenz betont, auch die Körperlichkeit. Ein kritischer Blick auf all die Glückslehren, auf die ganze Selbstverbesserungsindustrie. "Zhuangzi notiert das ohne Umschweife im Vorübergehen (im Vorübergehen, weil er es nicht zum Gegenstand einer Debatte zu machen braucht): "nicht Initiator des (für das) Glück(s) sein, nicht Einführer des (für das) Unglück(s) sein." (Kap. 15). Anders gesagt, der Anfang der Weisheit besteht darin, jeden Abstand zwischen beiden zu resorbieren, indem man zum Zustand vor ihrer Trennung zurückkehrt, um sie zu einem Ganzen und zu einem einheitlichen Einflußbereich zu verschmelzen. Nur unter dieser Bedingung verharrt er (ebenso Laozi §18), werdet ihr in eine Verwirklichung der Immanenz (oder des WEGES, des Durchgangs oder des Prozesses) eintreten. Denn das eine (das Glück) abzutrennen, und zu priviligieren, bedeutet zugleich sein anderes, das Unglück, hervortreten zu lassen und es dadurch zu implizieren." Francois Jullien Ein weiterer wichtiger Punkt ist ein Ich zu verlieren/vergessen und das Betonen des Leeren. Herz-Geist-Fasten bei Zhuangzi. Auch eine Wertschätzung des Faden und des Einfältigen. Letztlich sind nicht meine Wünsche und Vorstellungen wichtig, sondern mein Anvertrauen an das Leben, an das natürliche, an das nicht willentliche – Ziran – von selbst so. Auch mehr dem Natürlichen vertrauen, als dem künstlichen. Viele, die viel mit künstlichen arbeiten, z.B. am Computer, beschreiben eine Abnahme der Resonanz im eigenen Leben. Das erinnert sehr an Zhuangzis Maschinenherz.
Wu hat einen neuen Beitrag "Mastodon ??" geschrieben. 06.04.2025
Ich war da schon längere Zeit nicht mehr. Nachdem meine Instanz zugemacht hatte, hab ich zwar ne neue gefunden, wo ich auch mehr Zeichen posten kann, hatte aber die Leute, die Daoismus interessiert hat, verloren (was aber auch nur wenige waren). Zum Thema Taoismus hab ich aber auch vorwiegend mein Geschreibsel gefunden. Bei Meditation wars ein wenig mehr, aber das meiste auch auf englisch. Ich war dann vorwiegend da, um mir die Naturphotos von @KayaWalden@mastodon.art anzuschaun. Viele meiner Posts kann man aber auch hier nachlesen. Falls ich zurückkomme, bin ich unter @Giri@mstdn.myifn.de zu finden.
Manchmal bringt es auch etwas, unter einer anderen Instanz zu suchen, da gibt es zum Teil andere Ergebnisse.
Für mich ist das Basiswerk Hans-Georg Möller - Die Mitte des Kreises - Daoistisches Denken Als zweites Werke von Günther Wohlfart, hier downloadbar, Vor allem "Der philosophische Daoismus" und "Zhuangzi". Das allen Watts Buch ist auch gut, vielleicht ein wenig eigen, auch sein "Die Weisheit des ungesicherten Weges" ist gut, wenn auch nicht rein daoistisch. Zu Zhuangzi noch: Henrik Jäger - Mit den passenden Schuhen vergisst man die Füße: Ein Zhuangzi Lesebuch Fischer mögen viele, mir ist er zu süßlich und zu sehr New Age. Ansonsten noch ein paar sehr philosophische Werke zu Einzelaspekten: Byung-Chul Han - Abwesen Francois Jullien - Sein Leben nähren - Abseits von Glück Francois Jullien - Über das Fade - eine Eloge (Überhaupt kann man in seinen Büchern viel über den anderen Ansatz des chinesischen Denkens lernen) sowie seinen Gegenspieler Jean Francois Billeter - Das Wirken in den Dingen: Vier Vorlesungen über den Zhuangzi
Ich kann folgender Rezension auf amazon zustimmen:
Über das vorliegende Büchlein muss zuallererst deutlich gesagt werden, dass es kaum eine Einführung in die Lehren des Daoismus sein will und ist, als vielmehr eine Geschichte der Entwicklung der einzelnen daoistischen Strömungen von den Anfängen bis heute. Gestützt auf die Erkenntnisse von Text- und Quellenkritik zeichnet Hans van Ess darin den Gang der daoistischen Lehren durch die Zeit nach, wobei sich speziell für die früheren Zeiten bis etwa inklusive der Han-Dynastie ein Bild ergibt, dass doch recht deutlich von dem unterschieden ist, was der Informierte heute gemeinhin als daoistische Lehre versteht. Van Ess zeigt auf, wie, wann und durch welche Personen oder Schriften gewisse Elemente überhaupt erst Eingang in den Daoismus fanden oder aber daraus verschwanden. Aufgrund des vorgegeben knappen Rahmens der Beck'schen Reihe ist dabei zum einen die Informationsdichte sehr hoch und erfordert konzentriertes Lesen, und zum anderen können die Inhalte der Lehren nur knapp angerissen oder gar nur namentlich erwähnt werden. Wer die daoistischen Lehren nicht bereits kennt, wird sie durch dieses Buch kaum kennen lernen und somit wohl nur wenig mit ihm anfangen können.
Dies sei ausdrücklich festgehalten, aber ebenso, dass dies dem Autor nicht zum Vorwurf zu machen ist. Er hat im vorgegebenen knappen Rahmen eine philologische und historische Schrift zum Daoismus vorgelegt, aber keine philosophische oder theologische. Von Lesern, die den Daoismus noch überhaupt nicht kennen, sollte das Buch daher besser gemieden werden, andere werden es aber eine wertvolle Ergänzung finden, die sie mit dem aktuellen Forschungsstand zum Werden des daoistischen Philosophie- und Glaubenssystems vertraut macht.
Wenn man dem Buch irgend einen Vorwurf machen kann, den vielleicht den, dass die Dichte der Information zu religiös-philosophischen Texten, Lehrern und Strömung vielleicht doch etwas zu hoch ist, mehr noch als in den meisten anderen Bänden dieser Reihe. Dies mag vielleicht daran liegen, dass selbst der informierte abendländische Leser nicht intim genug mit chinesischer Geschichte, Kultur und Prosopographie vertraut ist, um die vielen erwähnten Fakten leicht behalten und verarbeiten zu können, man wird aber doch fragen dürfen, ob bei diesem Buch etwas weniger nicht doch mehr gewesen wäre. Vielleicht, doch in Anbetracht von 2500 Jahren Text- und Religionsgeschichte wahrscheinlich doch kaum möglich.
Insgesamt ein sehr informatives und empfehlenswertes Buch zur Entwicklung des Daoismus, wenn auch keinesfalls beiläufig zu lesen. Seine Lektüre bereichert das Wissen dessen, der den Daoismus schont wenigstens in groben Zügen kennt, alle anderen werden mit ihm aber nur sehr wenig anfangen können.
Worte, die aus dem Verstand geboren sind, sind nicht wahr Wahre Worte sind nicht aus dem Verstand geboren Diejenigen, die Tugend haben, suchen nicht nach Fehlern Diejenigen, die nach Fehlern suchen, haben keine Tugend Diejenigen, die es kennenlernen, verlassen sich nicht auf das Lernen Diejenigen, die sich auf das Lernen verlassen, lernen es nicht kennen
Der Weise sieht die Welt als eine Erweiterung seines eigenen Selbst Welches Bedürfnis hat er also, Dinge anzuhäufen? Indem er anderen gibt gewinnt er mehr und mehr Indem er anderen dient erhält er alles
Der Himmel gibt, und alle Dinge entwickeln sich zum Besten Der Weise lebt, und alle Dinge gehen wie das Tao geht alle Dinge bewegen sich wie der Wind weht
Jeder Staat soll einfach sein wie ein kleines Dorf mit wenigen Menschen
Es mag Werkzeuge geben, um die Dinge zu beschleunigen zehn- oder hundertfach doch niemand wird sie benutzen wollen
Es mag Boote und Kutschen geben doch sie werden ohne Fahrer bleiben
Es mag Rüstungen und Waffen geben doch sie werden verstauben
Die Menschen müssen den Tod ernst nehmen und ihr Leben nicht in fernen Ländern verschwenden Lasst sie zurückkehren zum Knüpfen von Schnüren Lasst sie ihr Essen genießen und für ihre Kleidung sorgen Lasst sie zufrieden sein in ihren Häusern und fröhlich in der Art, wie sie leben
Benachbarte Dörfer sind in Sichtweite zueinander Hähne und Hunde sind in der Ferne zu hören Sollte ein Mann alt werden und sterben ohne jemals sein Dorf zu verlassen lasst ihn fühlen, als ob er nichts vermisst hätte
Nach der Beilegung eines großen Streits bleibt sicher ein gewisser Groll zurück Mit dem zufrieden zu sein, was man hat ist am Ende immer das Beste
Der Weise übernimmt immer die Schuld als ob er die linke Seite eines Vertrages hält Er gibt und gibt und will nichts zurück
Einer mit wahrer Tugend sucht immer einen Weg zu geben Einer, dem es an wahrer Tugend mangelt sucht immer einen Weg zu bekommen
Zum Geber kommt die Fülle des Lebens zum Nehmer nur eine leere Hand Obwohl das Tao des Himmels keine Lieblinge hat stellt es sich immer auf die Seite desjenigen, der ein reines Herz hat
Nichts auf dieser Welt ist so weich und nachgiebig wie das Wasser Doch gegen das Harte und Starke kann niemand so leicht triumphieren
Es ist schwach, doch niemand kann es gleichsetzen Es ist weich, doch niemand kann es beschädigen Es ist nachgiebig, doch niemand kann es abnutzen
Jeder weiß, dass das Weiche das Harte überwindet und das Nachgiebige über das Starre triumphiert Warum dann so wenig Glauben? Warum kann man ihn nicht praktizieren?
So sagen die Weisen: erfülle selbst die niedrigste Position liebe selbst die schwächste Kreatur dann wirst du „Herr aller Opfergaben“ „König von allem unter dem Himmel“ genannt werden
Der Himmel wirkt wie das Biegen eines Bogens - das Hohe zieht er herab das Niedrige bringt er herauf Er nimmt von dem, was zu viel hat und gibt dem, was zu wenig hat
Der Weg des Menschen ist anders - er nimmt von dem, was erschöpft ist und gibt dem, was zu viel hat
Wer kann der Welt einen Überfluss bieten? Einer, der Tao hat Ein solcher kann geben wie der Himmel
Der Weise gibt ohne sich auf seine eigene Anstrengung zu verlassen Er vollendet, ohne auf Belohnung zu warten Er erleuchtet ohne aus dem Schatten zu treten
Wenn das Leben beginnt sind wir zart und schwach Wenn das Leben endet sind wir steif und starr
Alle Dinge, einschließlich des Grases und der Bäume, sind weich und biegsam im Leben trocken und spröde im Tod So sind die weichen und geschmeidigen die Gefährten des Lebens während die steifen und unnachgiebigen die Gefährten des Todes sind
Ein Heer, das nicht nachgeben kann wird besiegt Ein Baum, der sich nicht biegen kann wird im Wind zerbrechen
So werden durch das eigene Gesetz der Natur die Harten und Starken besiegt während die weichen und sanften triumphieren
Warum hungern die Menschen? - Weil ihr Getreide von den Steuern aufgefressen wird Deshalb hungern sie
Warum rebellieren die Menschen? - Weil die über ihnen Stehenden sich in ihr Leben einmischen Deshalb rebellieren sie
Warum betrachten die Menschen den Tod so leichtfertig? - Weil sie so sehr mit ihrem eigenen Leben beschäftigt sind Deshalb betrachten sie den Tod so leichtfertig
Am Ende: Der Schatz des Lebens wird von denen verpasst, die festhalten und von denen gewonnen, die loslassen
Wenn die Menschen den Tod nicht fürchten warum sollte man ihnen damit drohen? Aber angenommen, sie fürchteten den Tod und dies wäre das Schicksal, das Gesetzesbrechern zuteil wird Wer würde es wagen, den Mord zu begehen?
Es gibt immer einen Herrn des Todes Wer den Platz des Herrn des Todes einnimmt, ist wie jemand, der mit der Klinge eines Zimmermannsmeisters schneidet. Wer mit der Klinge eines Zimmermannsmeisters schneidet, schneidet sich mit Sicherheit in die eigenen Hände
Kühnes Handeln gegen andere führt zum Tod Kühnes Handeln im Einklang mit dem Tao führt zum Leben
Glück, Unglück Das eine scheint Nutzen zu bringen das andere Schaden zu verursachen Doch der Himmel weist beide zurück Beide fesseln die Menschen letztlich an diese Welt Wer kann die Gründe des Himmels kennen? Wer kann seine endlosen Wege kennen? Nicht einmal der Weise hat eine Antwort darauf
Der Weg des Himmels strebt nicht und doch überwindet er immer Er spricht nicht und doch antwortet er Er wird nicht gerufen und doch erscheint er Er eilt nicht und doch vollendet er alles zur rechten Zeit
Wenn die Menschen die weltliche Macht nicht fürchten wird eine größere Macht kommen
Schränke die Sicht auf dich selbst nicht ein Verachte nicht die Bedingungen deiner Geburt Widersetze dich nicht dem natürlichen Lauf deines Lebens Auf diese Weise wirst du dieser Welt niemals überdrüssig
Der Weise kennt sich selbst, aber nicht als sich selbst er liebt sich selbst, aber nicht als sich selbst er ehrt sich selbst, aber nicht als sich selbst So verwirft er die Sicht auf sein eigenes Selbst und wählt die Sicht auf das Universum
Meine Lehren sind sehr leicht zu verstehen und sehr leicht zu praktizieren Doch so wenige in dieser Welt verstehen und so wenige sind in der Lage zu praktizieren
Meine Worte entspringen jener uralten Quelle Meine Handlungen sind die des Universums selbst Wenn die Menschen diese nicht kennen, wie können sie mich dann kennen?
Diejenigen, die meinen Wegen folgen, sind selten und deshalb schätze ich sie Selbst wenn sie die Kleidung eines Bettlers tragen tragen sie einen unbezahlbaren Edelstein in sich