Tao Forum

Hohe Vollendung scheint unzulänglich,
doch ungemindert ihr Nutzen.
Große Fülle scheint wie leer,
unerschöpflich aber ihr Gebrauch.
Große Geradlinigkeit scheint gekrümmt,
große Geschicklichkeit unbeholfen,
große Beredsamkeit wie stammelnd.

Bewegung besiegt Kälte,
Ruhe besiegt Hitze.
Reinheit und Ruhe gelten
als universelles Richtmaß.

In der Vollkommenheit ist die Unvollkommenheit enthalten, was sie unendlich nützlich macht. Strengstes Denken schweift ab. Schärfste Intelligenz erscheint töricht. Feinsinnigste Worte ergeben keinen Sinn. Wissen ist eine unerschöpfliche Leere.
Das Unbekannte überwindet das Bekannte. Einfachheit überwindet Verwirrung. Schweigen und Ruhe ordnen den rastlosen Wandel von allem.
Vertraue dem Veränderlichen im Wandel. Vertraue darauf, daß das Unvollkommene das Vollkommene belebt. Vertraue der Fülle in der Leere, dem Umherschweifen in der Direktheit, der Weisheit in der Torheit, dem Sinn im Unsinn.
Vertraue dem Unbekannten. Wenn man dem Unbekannten nicht vertraut, kann man auch dem Wissen und dem Wissenden nicht vertrauen.
Wissender, Wissen und Unbekanntes sind ein und dasselbe. Jeder Mensch ist das lebendige Wissen, das sich selbst nicht zu finden vermag, weil es vom Ungewußten getrennt ist. Wissender und Ungewußtes sind das gleiche Geheimnis. Gehe also sanft mit allem, was gewußt ist, und allem, was ungewußt ist, um.

Bemühen um vollendung wird immer erfolglos bleiben;
vollendung ist unerreichbar.
Vollendung ist nichts, das erst wird.
Bemühen um ganzheit bleibt stückwerk;
ganzheit läßt sich nicht herstellen; sie ist oder ist nicht.
Menschliches recht bleibt ein hinkender vergleich.
Menschliches wissen bleibt ein spielzeugmodell.
Menschliche kunst bleibt künstlich.

Bewegung überwindet kälte; – reglosigkeit überwindet wärme.
So bleibt die vollendete ausgeglichenheit der natur
immer vorbild für alles menschliche.