Tao Forum

Bewahre Geist und Seele, belasse ihre Einheit,
kannst du wohl ungespalten sein?

Bündele Lebenskraft, erreiche Nachgiebigkeit,
kannst du wie ein neugeborenes Kind sein?

Vertreibe finstere Visionen,
kannst du gewiss ohne Makel sein?

Das Volk lieben, das Land leiten:
vermagst du das gewiss ohne Taktieren?

Wie Himmelspforten sich öffnen, schließen –
kannst du wohl so weiblich-passiv handeln?

Ein allumfassendes Verständnis erlangen:
vermagst du das freilich ohne Gerissenheit?

Hervorbringen und hegen;
erschaffen, doch nicht besitzen;
bewirken, doch nicht darauf bauen;
anführen, doch nicht anordnen –
dies heißt tiefe Innere Kraft.

Vereine die Getrenntheit von Geist und Körper zu einem Ganzen. Voll bewusst, sei geschmeidig wie ein neugeborenes Kind. Schaue klar in dich selbst. Liebe, doch erwarte keine Gegenleistung. Beeinflusse, ohne Kontrolle auszuüben. Sei wachsam, jedoch nicht schlau. Sei nachgiebig und entschlossen zugleich.
Sei aufmerksam und verständnisvoll und gleichzeitig fähig, dich jeglichen Tuns zu enthalten.
Inspiriere und nähre, ohne zu besitzen. Lehre, doch halte dir das Lernen nicht zugute. Führe, als würdest du folgen. Tiefste Tugend ist verborgen.

Wenn wir alle unsere gefühle einander umarmen lassen,
spüren wir die einheitlichkeit in uns wie einen punkt,
von dem unsere kraft ausgeht.
Wenn wir nach innen atmen (und dann nach außen)
und leise und weich werden,
können wir klar und einfach leben wie kinder.
Wenn wir unsere gedanken klären und unsere augen öffnen,
können wir die wirklichkeit überschauen.
Wenn wir den menschen bewußtheit
um ihre gleichberechtigung und gleichwertigkeit
innerhalb der gemeinschaft vermitteln, können sie sich
eine ordnung aus dem wesen der gemeinschaft heraus geben;
sie wächst dann.
Ein wechselhaftes schicksal, zwischen glück und trauer,
macht uns empfänglich und sensibel für neues und fremdes.
Angehäuftes starres wissen jedoch ist tot,
weil es nichts neues entstehen läßt.

So sollten wir uns entwickeln:
Entstehen lassen – aber nicht festhalten;
wirken – und nicht gewinnen wollen;
ordnen – und nicht herrschen.
So geschieht TAO.

Laozi sprach: „Das Mittel, um das Leben erhalten, ist: Indem du dich in die Lage versetzt, das Eine zu umfassen, ohne es zu verlieren. Indem du dich in die Lage versetzt, ohne Schildkröten- oder Schafgarbenorakel Glück und Unglück vorherzusagen. Indem du dich in die Lage versetzt, innezuhalten, aufzuhören, davon abzulassen, dich mit anderen zu [vergleichen], sondern in dir selbst zu suchen, unbeschwert zu leben, einfältig und natürlich wie ein Kind zu sein. Kinder weinen den ganzen Tag und werden nicht heiser – das ist Vollkommenheit des Einklangs [mit der Natur]; sie greifen den ganzen Tag nach etwas und ihre Hand erlahmt nicht – das ist Verbundenheit mit der Wirkkraft; sie blicken den ganzen Tag auf etwas und ihre Augen ermüden nicht – das ist Unbestechlichkeit von äußeren Dingen. Sie laufen, ohne zu wissen wohin; die verharren, ohne zu wissen, wozu; sind unbefangen im Umgang mit anderen Lebewesen und bewegen sich mit ihnen auf einer Welle. Das ist das Mittel, das Leben zu erhalten – und damit genug.“