Tao Forum

Wenn ich nur noch
ein klein wenig an 'Wissen' besäße,
wandelte ich im großen Dào,
nur meine Abkehr davon
wäre noch zu fürchten.

Dies große Dào ist völlig geradlinig,
doch die Leute bevorzugen Abwege:
die Höfe überaus prachtvoll,
doch Felder voller Unkraut,
die Vorratskammern völlig leer.
Die Kleider bunt bestickt,
umgürten sie sich scharfe Schwerter;
Speis und Trank zum Überdruss,
Geld und Gut gibt es im Überfluss:

All dies nennt man Räuber-Prahlerei:
wahrlich überhaupt nicht Dào!

Das Tao ist so offensichtlich, daß man es leicht verfehlen kann; es ist so gewöhnlich, daß es schwer zu finden ist. Es ist die einfache Quelle, aus der Denker komplizierte Gedanken schaffen.
Die meisten Menschen sind so fasziniert von komplizierten Gedanken, so geblendet von der Kompliziertheit von Dingen, daß sie die Einfachheit der Dinge nicht zu finden vermögen. Die meisten Menschen denken zuviel und kämpfen zuviel.
Wer weiß, ob Denken oder Kämpfen zuerst existierte? Das Resultat bleibt sich in jedem Fall gleich. Menschen werden raffiniert und geschickt. Denker werden so hoch geehrt, daß jeder glaubt, jemand, der alles über alles wisse, wisse etwas über etwas. Probleme über Probleme werden entdeckt. Lösungen werden auf Lösungen gehäuft, bis alle in Lösungen fast ersticken und sich in deren Komplexität verlieren.
Alles, woran Menschen sich erinnern, ist die Schläue der Argumentationen, die Raffinesse der Konstruktionen, der Glanz von allem. Alle halten sich an die Experten, die die Orientierung verloren haben. Die Truhen sind leer, die Verantwortung für das Allgemeinwohl ist in Vergessenheit geraten, und die ehrwürdigen Kräfte des Himmels, des Wassers und der Erde werden mißbraucht.
Im Tao ist Raum genug für Denkende und Handelnde. Doch der Weg ist breit und eng, offensichtlich und verborgen, nachgiebig und unnachgiebig zugleich. Der Weg des Tao ist nicht definierbar. Erinnere dich an die Große Mutter, und ehre sie. Mäßige alles Denken durch Demut.

Wer nur wenig von alledem spürt, muß damit rechnen,
im täglichen leben vom geraden weg abzukommen.
TAO nämlich ist ohne wegweiser und richtlinien.
So hat sich das volk an irrwege gewöhnt:
Glänzende schlösser, aber verwüstete felder; –
leere scheunen, aber prachtvolle kleider bei den reichen; –
waffengewalt und tafelfreuden.
Das ist diebstahl, ist prahlsucht von banditen;
mit TAO hat es nichts zu tun.